Folkwang trauert um Professor Rolf Heister  

 

 

Ein Nachruf von Prof. Dr. Stefan Klöckner

Es begegnen einem im Leben wohl wenige Menschen, bei denen sich vitales Musikantentum mit kultivierter Musikalität und ein hoch gebildeter Geist mit liebenswürdiger Bescheidenheit verbinden.
Prof. Rolf Heister, von 1969 bis 1990 Hauptfachlehrer für Kontrabaß an unserem Hause, ist ein solcher Mensch gewesen.

1922 in Bonn geboren, war der Krieg ein entscheidend prägendes Erlebnis für Heister; ihm war als Soldat Schlimmes widerfahren, wovon er auch uns Studierenden immer wieder erzählte. Sein Tonfall war hierbei undramatisch und unaufdringlich, aber uns wurde rasch klar, daß diese Zeit das Verhältnis zu seinen Mitmenschen zutiefst geprägt hat: Freundlichkeit, gegenseitige Achtung, Bescheidenheit, rheinische Toleranz und immer ein verschmitztes Lächeln im Gesicht – so haben ihn die Kolleginnen und Kollegen, die Studierenden und nicht zuletzt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung in Erinnerung!

Er verstand es, einem die Angst zu nehmen, die man als Studienneuling damals hatte. Wer (meist mit eigenem Kontrabaß „bewaffnet“) die beiden schmalen Treppen in der Wesselswerth erklommen und den klitzekleinen Unterrichtsraum betreten hatte, der war gefangen von einer ganz eigenen Atmosphäre: einen Zigarillo im Mundwinkel, ein Gespräch über Musik, Geschichte, Religion … dann ein oder zwei kurze Anekdoten aus seiner Zeit als Solo-Bassist im WDR-Orchester (1948 bis 1979 – und mit wem hatte dieser Mann gearbeitet: Dirigenten wie Karl Böhm, Erich Kleiber, Ferenc Fricsay, Joseph Keilberth, Hans Knappertsbusch und Otto Klemperer …). Und dann ging es ans musikalische Handwerk, das er ausgezeichnet beherrschte (er begleitete uns vom Klavier aus!) und genauso ausgezeichnet zu vermitteln wußte. Die Leidenschaft für sein Instrument war dabei niemals isoliert: Natürlich wurden die großen Solo-Konzerte studiert – und natürlich spielte er am Ende einer Stunde gerne selber eine barocke Violoncello-Sonate auf dem Baß (in Originallage – versteht sich … er nannte dies die „Regionen des ewigen Kolophoniums“). Aber im Zentrum der Ausbildung stand das Spielen im Orchester; und so war es selbstverständlich, daß er die letzten Hochschul-Orchesterproben vor einem Konzert besuchte und bei uns Korrekturen anbrachte. Ob es Vorspiel- oder Prüfungssituationen waren: Stets konnten sich die Studierenden auf den Zuspruch, die Hilfestellung und Solidarität ihres Lehrers verlassen.

1969 begann er seine Lehrtätigkeit an unserem Haus, die er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1988 (und dann noch einige Zeit als Lehrbeauftragter) äußerst erfolgreich versah – viele seiner Schüler sind bis heute an verantwortlichen Stellen in großen und renommierten Orchestern tätig.

Am 24. August ist Rolf Heister im Alter von 89 Jahren in Münster gestorben. Unser Haus verdankt ihm sehr viel; wir – seine Schüler – werden ihn nie vergessen!

Professor Dr. Stefan Klöckner